Der Einsatz von innovativen Technologien wie Natural Language Processing (NLP) und KI verspricht eine bisher unerreichte Effizienzsteigerung für Unternehmen. Es gibt eine ganze Flut neuer KI-Unternehmen, die sich die neu eröffneten Möglichkeiten zunutze machen und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Noch unklar ist, ob sich die unter massiven Investitionen stets weiterentwickelnden Technologien dem Hype gerecht werden können oder ob sich eine Blase bildet, die wie die „Dotcom-Blase“ zu platzen droht. Im Moment scheint jedoch festzustehen, dass KI gekommen ist, um zu bleiben, und nicht länger ignoriert werden kann. Dies scheinen auch die europäischen Aufsichtsbehörden begriffen zu haben, wie ein Bericht der European Banking Authority (EBA) über den Einsatz supervisory technology tools (sog. SupTech) in der geldwäscherechtlichen Aufsicht durch die nationalen Aufsichtsbehörden zeigt. Doch wie weit fortgeschritten ist die SupTech-Revolution in den nationalen Aufsichtsbehörden bisher, und welche Folgen ergeben sich für beaufsichtigte Unternehmen?
AMLA und der Einsatz von SupTech
Mit dem neuen Paket zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung der EU vom 19. Juni 2024 wurde unter anderem eine neue europäische Aufsichtsbehörde ins Leben gerufen, die die nationalen Aufsichtsbehörden unterstützen soll, indem sie nationale Geldwäschebehörden koordiniert und eine einheitliche Anwendung der EU-Gesetze sicherstellt. Die Anti-Geldwäschebehörde (AMLA) hat ihre Tätigkeit am 1. Juli 2025 aufgenommen. Die EBA hat unter anderem die Gründung der AMLA und die damit verbundene zunehmende Kooperation der Aufsichtsbehörden zum Anlass genommen, zu untersuchen, wie die nationalen Behörden SupTech bereits jetzt einsetzen. Das Ergebnis der Untersuchung hat sie in einem Report vom 12. August 2025 zusammengefasst. Dieser bietet einen guten Überblick über die aktuellen Entwicklungen. Die Nutzung von SupTech-Tools in der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (AML/CFT-Aufsicht) ist in der EU noch in den Anfängen. Viele Behörden befinden sich in der Erkundungs- oder frühen Umsetzungsphase. Es werden aber auch große Chancen ausgemalt. Die zunehmende Einführung von SupTech signalisiert einen Wandel hin zu effizienteren, datengetriebenen Ansätzen zur Bekämpfung von Finanzkriminalität. Genutzte Technologien umfassen z. B. KI, Blockchain-Analyse und die Generierung synthetischer Daten, um Risikobewertungen zu verbessern und die operationelle Effizienz zu steigern. Die SupTech-Tools sollen die Fähigkeit verbessern, große Datenmengen zu analysieren und umfassende Einblicke in die Aktivitäten überwachter Unternehmen zu gewinnen, Prozesse automatisieren, Ressourcen optimieren und die Zusammenarbeit zwischen den Behörden steigern. Es bestehen jedoch noch Herausforderungen wie etwa schlechte Datenqualität und -governance, die die effektive Nutzung behindern, begrenzte Budgets und erforderliche technologische Anpassungen, fehlende Klarheit bei den regulatorischen Rahmenbedingungen und Widerstand gegen Veränderungen sowie mangelnde digitale Kompetenz bei Mitarbeitenden der Behörden.
FinTech-Unternehmen, Krypto-Assets und KI-gestützter Betrug im Visier der Aufsicht
Trotz der aufgezeigten Umsetzungsschwierigkeiten scheint es unausweichlich zu sein, dass auch die Aufsichtsbehörden neue Technologien einsetzen und dadurch die Aufsicht über betroffene Unternehmen noch effizienter und umfassender ausüben werden. In der Folge sollten Unternehmen noch mehr als bisher darauf bedacht sein, ihren geldwäscherechtlichen Compliance-Anforderungen gerecht zu werden. Der Fokus der Aufsicht scheint hierbei auch zunehmend auf FinTech-Unternehmen zu liegen. So wird in der Stellungnahme der EBA zu Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken vom 28. Juli 2025 festgehalten, dass 70 % der zuständigen Behörden in der EU hohe oder steigende ML/TF-Risiken im FinTech-Sektor berichten. Der Marktanteil von FinTech-Unternehmen wächst rapide, und verspricht, das Kundenerlebnis durch den Zugang zu Innovationen im Bereich der Finanzdienstleistungen zu verbessern. Die Aufsichtsbehörden befürchten, dass dieses rasante Wachstum dazu führt, dass FinTech-Unternehmen Innovation und Kundengewinnung über Compliance stellen, was zu unzureichenden AML/CFT-Kontrollen führt. Für FinTech-Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich besonders sorgfältig mit dem Thema Geldwäsche-Compliance auseinandersetzen müssen. Auch wenn dies eine hohe bürokratische Belastung gerade für kleinere Unternehmen darstellt, müssen die gesetzlichen Pflichten unbedingt eingehalten werden.
Rechtsanwalt Anton Schröder
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